VOGELSCHIEßEN

Im 19. Jahrhundert wurden deutschlandweit Schützenvereine gegründet, so wie wir sie heute kennen. Diese Tradition lässt sich bis ins Mittelalter zurück verfolgen und diente unterschiedlichsten Zwecken. So ist beispielsweise aus Norddeutschland überliefert, dass Herzog Otto II. zur Verteidigung der Stadt Harburg die stattliche Anzahl von lediglich 4 Soldaten zur Verfügung stand. Dem um keine Lösung verlegenen Herrscher kam daraufhin auf die  Idee, die gesamte männliche Bevölkerung an den Waffen auszubilden. Um für diese Maßnahme einen Anreiz zu schaffen, gab er ein Mal im Jahr ein großes Fest, bei dem sich alles um das Vogelschießen drehte. Dieser Wettbewerb hat sich bis in die heutige Zeit als jährliches, mehrtägiges Spektakel und zentraler Bestandteil der Schützenkultur erhalten. Deshalb trifft man sich noch heute in einem der 14.347 eingetragenen Vereine, um in zumeist biedermeierlich anmutendem Interieur auf einen bunt bemalten Holzvogel zu schießen. 

Der, der den Vogel abschießt, wird für ein Jahr zum amtierenden Schützenkönig gekrönt und muss während seiner Amtszeit in regelmäßigen Abständen die Zeche für die anderen Mitglieder zahlen. Das kann ihn bis zu 12.000€ kosten, was bei dem ein- oder anderen Mitbewerber auch dazu führen kann, sich rechtzeitig vor dem finalen Schuss an den Biertresen zurück zu ziehen.

Und so wie die Schützen Ottos einst die Stadtmauern Harburgs verteidigten, so verteidigen die Schützenvereine von heute die Reste eines Heimatgefühls längst vergangener Tage.